Im Jahr 2022 haben sich mehrere Städte und Gemeinden im bayrischen Oberland gegen neue Straßenbauprojekte des Bundes ausgesprochen. In Holzkirchen und Weilheim per Bürgerentscheid und
in Waakirchen und Wielenbach durch den Gemeinderat. Die Gelder und Planungskapazitäten, die dadurch frei werden, sollen in die Bahnverbindungen in der Region fließen. Das fordert der Grüne Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen–Miesbach, Karl Bär, gemeinsam mit seiner Münchner Kollegin, Jamila Schäfer, in einem Brief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) (siehe unten).
„Immer mehr Menschen lehnen neue Straßen als Lösung der Verkehrsprobleme in unserer Region ab. Ich möchte erreichen, dass das Geld und Personal, das für die Umgehungsstraßen vorgesehen war, jetzt für in die Bahn in unserer Region genutzt wird.“, erklärt Karl Bär.
Die Schieneninfrastruktur im Oberland, die zum Großteil dem Bund gehört, beschreiben die Abgeordneten als „seit Jahrzehnten vernachlässigt“. Südlich von Holzkirchen wird nicht nur seit den
1920er Jahren über eine Elektrifizierung diskutiert, es fehlt auch jeder Ansatz von Digitalisierung. In Lenggries muss das Personal der BRB sogar mit einer Signalpistole einen Sensor treffen, damit der
Zug aus dem Bahnhof ausfahren darf. Geretsried, die größte Stadt Bayerns ohne Bahnhof, wartet seit den 1970er Jahren auf den versprochenen Anschluss an die S-Bahn. „Die Bahn in unserer Region
ist fehleranfällig, unzuverlässig und langsam.“
Jamila Schäfer, Mitglied im Haushaltsausschuss des Bundestags, erinnert Wissing deshalb an den Koalitionsvertrag: „Wir haben vereinbart, erheblich mehr Mittel in die Schiene zu investieren als in
die Straße. Die Entscheidungen gegen geplante Umgehungsstraßen im Oberland zeigen, dass die Bürger*innen diesen Weg unterstützen. Wir müssen jetzt Gelder umwidmen.“