Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat falsche Zahlen. Laut BVL wurden im Jahr 2022 bundesweit 151,4 Tonnen Sulfurylfluorid verkauft.1 Doch allein in Hamburg wurden laut Hamburger Senats im selben Jahr 162 Tonnen verbraucht.2
In allen Jahren von 2019 bis 2023 sind die Zahlen für Hamburg alleine höher als für die ganze Bundesrepublik inklusive Hamburg.
Das Pestizid Sulfurylfluorid (SF) wird als Begasungsmittel beim Export von Holz eingesetzt. Seine Wirkung auf das Klima ist extrem. Das Gas ist laut dem 6. Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) 4.630-mal klimaschädlicher als CO₂ und verbleibt rund 30 Jahre in der Atmosphäre. Auf kürzere Zeiträume gerechnet ist es daher noch schädlicher und wirkt innerhalb von 20 Jahren 7500-mal so stark wie die gleiche Menge CO₂.
Die zu niedrigen Zahlen des BVL beschönigen daher die deutsche Klimabilanz und Berichte an internationale Organisationen.
Dazu kommentiert der Bundestagsabgeordnete Karl Bär (Bündnis 90/Die Grünen):
„Es klingt wie ein Witz: In Hamburg wird mehr von einem Schadstoff ausgestoßen als in ganz Deutschland. Doch es ist ernst: Nimmt hier eine Bundesbehörde ihre Aufgaben nicht ernst oder verstoßen Unternehmen, die Gifte auf den Markt bringen, gegen Gesetze?
Sind auch die Zahlen des BVL zu Glyphosat, Insektengiften und anderen Pestiziden zu niedrig angesetzt? Ich verlange Aufklärung!
Und: Sulfurylfluorid gehört verboten. Um Insektenlarven im Holz abzutöten, gibt es genug technische und chemische Alternativen, die dem Klima nicht so krass schaden.“
Hintergrund: Die Verkaufszahlen des BVL werden als Grundlage für die Klimaberichterstattung des Umweltbundesamtes zu F-Gasen verwendet.